Die Beredsamkeit der Dinge – "Talking Heads" von Elisabeth R. Hager
Mit der Schriftstellerin, Klangkünstlerin und Kulturvermittlerin Elisabeth R. Hager wagen wir zum zweiten Mal ein museales wie literarisches Experiment: Ihre „Talking Heads“ bilden die fulminante Fortsetzung der 2022 mit Miku Sophie Kühmel eröffneten Reihe literarischer Interventionen im musealen Kontext: „Die Beredsamkeit der Dinge“.
Was geschieht, wenn ein Objekttext nicht wissenschaftlich erklärt, sondern mit den Mitteln der Literatur kommentiert, assoziiert, spielt? Die österreichische Autorin hat sich in das Herzogliche Museum Gotha begeben und eine Handvoll Lieblingsobjekte ausgesucht, zu denen sie Kurztexte verfasst hat, eingewoben in kleine Soundkunstwerke: „Talking Heads“. Dabei hat sie sich einer besonderen Herausforderung gestellt, deren Teile sich zu widersprechen scheinen: die Verbindung von Litera- tur, Klangkunst und Einfacher Sprache – mit dem Ziel, möglichst viele Menschen zu erreichen. Maximale Zeichenzahl, typisch Objekttext: 600, inklusive Leerzeichen.
Denn: Objekttexte sind jene oft zu klein beschriebenen Schilder, die dem Museumsgast Auskunft zum Werk in unmittelbarer Nähe geben. Künstler*in, Titel, Datum. Nicht selten gibt es noch Informationen zu Material und Technik, zuweilen erfährt man in komprimierter Kurzprosa etwas über die Objektgeschichte oder die kulturelle Bedeutung. Dies geschieht mal in dichtem Fachduktus, mal in populärwissenschaftlicher Sprache. Verstärkt öffnen Übersetzungen in Leichter und Einfacher Sprache den Objektinhalt einem breiteren Publikum.
Die aus Tirol stammende Elisabeth R. Hager ist erfolgreiche Romancière im Klett-Cotta Verlag, Gründungsmitglied von PEN Berlin und Teil des feministischen Autor*innen-Netzwerks „Writing with CARE / Writing with RAGE“. Darüber hinaus arbeitet sie für Deutschlandfunk Kultur und Die Zeit. Ausgezeichnet wurde Hager unter anderem mit dem Hilde-Zach-Stipendium der Stadt Innsbruck und mehrfach gefördert durch das österreichische Bundeskanzleramt.